carnevale di venezia 2024 

m e i n   E r f a h r u n g s b e r i c h t   a u s   r e i n   e m o t i o n e l l - 
f o t o g r a f i s c h e r   S i c h t 

Vier Tage und über 2300 Fotos später ... der carnevale di venezia 24 ist für mich leider leider bereits wieder Geschichte. Es war wiederum eine tiefe, wunderbare und emotionelle Reise mit tollen Masken, "stillen" und herzlichen Menschen in einer wunderbar magischen Atmosphäre. Meine Ausrüstung hat wie vorausgeplant, wunderbar funktioniert und alle meine Erwartungen erfüllt. Meine umsichtigen Recherchen und Überlegungen aus den Erfahrungen von 2023 haben zum fotografischen Genuss beigetragen. Tatsächlich mitgenommen habe ich nach einigen reiflichen Überlegungen das 20er f1.4, das 50er f1.2, das 85er f1.2 und das 135er f1.8. Das 20er nahm ich eigentlich nur mit, dass ich für das grosse Gruppenfoto bei der Santa Maria della Salute "bewaffnet" war. Geplant habe ich auch zwei private shootings, welche ich an magischen Orten und stillen Plätzchen durchführen konnte. Was ich nächstes mal defintiv zu Hause lasse, ist das 50er ... so die Erkenntnis 2024. Das 50er bringt am Carnevale einfach am Wenigsten, respektive kam eigentlich kaum zum Einsatz. Letztes Jahr hatte ich das 85er und das 135er noch nicht .. Das Gepäck wird immer weniger .. :-) ... und statt des SIGMA 20mm kommt vielleicht dann ein neues Glas, das 10mm f2.8 von LAOWA (VenusOptics) zum Einsatz, wer weiss.

Dieses Jahr waren die Besucherströme merklich, ja bedeutend grösser, als 2023 und die Handyfraktion wirkte extremst gestresst, war fast unverschämt, verbreitete sehr viel Unruhe und war der unanständigste Menschentypus der sich in Scharen um die Masken drängte. Ohne Respekt, Anstand, sozialem Verhalten und ohne jedwelches "miteinander" wurde teilweise in die Fotografengruppen gegrätscht, stehengeblieben, vor Ort vor der Maske das Foto zugeschnitten und bearbeitet, bevor man Platz für andere machte oder sich grad noch für ein selfie neben die Maske stellte. Dieses Verhalten war schlichtweg kaum tolerierbar und extremst egoistisch. Ich persönlich bin zur Erkenntnis gelangt, dass der, der Handyfraktion angehörende Mensch unterm Strich betrachtet, den ganzen Anlass und dessen Magie auf Dauer kaputt "terrorisieren" wird. Aber nebst dem Handy-Menschentypus der eher nicht so rücksichtsvollen Art, gab es diese "extremen Auswüchse" natürlich auch bei den Fotografen mit richtigen Kameras. Die vermeintlichen und selbsternannten Extremprofifotografen, man hätte meinen können, sie kämen grad von einer von National Geographics gesponserten Antarktisfotoexpedition, mit grösseren Kameras – waren auch ein Ärgernis. Man erkannte diese an den festen knöchelumschliessenden Alpin-Hochgebirgswanderschuhen und leichten atmungsaktiven Sporthosen für die alpine Wanderung, dazu in Layerausführung irgendwelche Wanderjacken und eine Strick- oder Fleecemütze. Ein besonderes Merkmal dieses Typus war das gestresste aber zielstrebige umherrennen, die unfreundliche, kommunikationslose Art des reingrätschens, durchzwängen, vorne hin stehen und dann aber für 5min liegenbleiben, als gäbe es kein Morgen und keinen andern Augenblick mehr in diesem Leben, um daaaas Bild des Jahrhunderts einzufangen.


Nebst der Handyfraktion, die ihre negativen Schwingungen ungefragt teilte, wurden auch unter den Fotografen neuerdings teilweise scharfe Töne angeschlagen. Für mich unverständlich – aber ja, es soll ja jeder machen wie er will und so wie er ans Ziel, an SEIN Ziel, kommen möchte. Auch wenn, wie immer, einige es nicht lassen konnten, ihr "komplettes" Studioequipment inkl. Assistenten mitzubringen und ausladend auszubreiten, ich spreche von Diffusoren mit bis zu 1m Durchmesser, Studiolampen und –blitze und Stative die ihrer Bauart nach für sehr schweres Gerät benötigt würden, hätte man eigentlich miteinander auskommen und genügend Respektabstand einhalten können. Aber das war nicht immer der Fall. Früh morgens war, wie immer, auch besagte Blitzklientel unterwegs, die gnadenlos mit voll "überluminierter" Leistung alles niederblitzte oder mit den LED Lampen den halben Markusplatz erleuchtete ... inkl. Model, Umgebung und nebenstehende Fotografen. Mir erschliesst sich der Sinn bis heute nicht, weshalb man statt des wunderbaren available lights, das von den Strassenlaternen und der Galerienbeleuchtungen strahlt, alles zu Tode blitzen oder gefühlt ein halbes Fussballfeld mit einer oder mehreren LED Leuchten taghell ausleuchten muss. Mir erklärt sich auch der Umstand nicht, weshalb man mit, gegen den Himmel abgewinkeltem Blitz rumleuchtet ... was soll da reflektieren? Genau deswegen winkelt man den Blitz eigentlich ab, damit Licht abgestrahlt, also reflektiert, zurückgeworfen, abgeschwächt wird ... aber so? Ich habe mich amüsiert und vielfach die Displayanzeigen, Szenen, Tummulte und das Treiben der andern Fotografen, also genau DIESER Fotografen, genüsslich beobachtet. Wie schon im Bericht 2023 erwähnt, wars auch dieses Jahr bei der "Todblitzfraktion" :-) ... das Model käseweiss, ja fast tod, kränklich aussehend, ein Schattenwurf, der die Köpfe aufs unnatürlichste verzerrte, die Umgebung zappenduster und alle Fotografen, die zu nahe am Ereignishorizont standen, "für Minuten" blind. Das gab irgendwann kleine Reibereien unter den Blitzern und den "nicht"- Blitzern. Man wetterte in Fremdsprachen gegen einander und bäumte sich mit männlichem Testosteron-Gehabe auf. 

Mir erschliesst sich einfach die Logik nicht, weshalb man am Morgen zu früher Stunde mit, anscheinend recht lichtschwachem Equipment gestresst auftaucht, um nachher die Szene niederzublitzen, statt in lichtstärkere Gläser zu investieren und sich das wunderbar warme Licht der Umgebungsbeleuchtung und das Licht des angehenden Tages zunutze macht. Trotzdem habe ich schmunzelnd gerne das Treiben verfolgt. Eine mobile Sitzgelegenheit und ein Espresso wären eine grossartige Ergänzung gewesen, um dem Treiben zuzuschauen. Es lässt sich aus jeder Situation etwas mitnehmen – auch die Erkenntnis, wie man es selbst nicht machen würde/sollte.

P.S. ... auch für MFT gibts übrigens lichtstarkes Equipment, nur so als Beispiel ... denn die Olympus, resp. OM-System Userfraktion war eine der damit beschäftigten Gruppen, die Umgebung unkontrolliert auszuleuchten und nebenstehende Fotografen und Zuschauer für Minuten "erblinden" zu lassen. Ich möchte gar nicht wissen, wie sich hier die Person die vor der Kamera steht, also die Maske, fühlt, wenn man da über gut 30 Minuten niedergeblitzt wird. :-)


Ich beobachtete auch Szenen in der Frau mit einem extrem kräftig gebauten Stativ und einem 70-200er eeeewig wartete, bis diese freie Bahn für einen! shot hatte, bevor sich wieder alle Fotografen vor sie drängten. Ich erlaubte mir aufs Display zu schielen und hatte nach dem Ablesen der Daten viele Fragen. Brennweite 150mm, 1/8 sek und f5.6 ... ISO interssierte mich nicht – mit gut 7m Abstand zum Motiv haben wir, gemäss Rechner, eine Tiefenschärfe von 73cm. Warum macht man das? Warum nicht näher ran, Blende aufreissen auf 2.8 wenn schon nicht mehr geht, das Motiv toll freistellen und dann aus der Hand shooten. Weshalb ab Stativ arbeiten mit solch einer miserablen Verschlusszeit und einer Blendenwahl die eher der Landschaftsfotografie zuträglich ist? Weshalb mit einem Stativ stören und wegen dem Rummel nur einen shot abgeben können? Die Tiefenschärfe betrüge mit derselben Distanz bei f2.8 immer noch gute 55cm .. so dick ist kein Kopf. Ich versteh die Motivation so zu arbeiten kaum ... und ausserdem ergibt das wahrscheinlich zu 95% unscharfe Bilder, weil eine 1/8 sek. einfach nicht ausreicht, da sich das Model, resp. die Maske, zwangsläufig bewegt. Das gibt sehr viel, ja vermutlich nur Ausschuss und nach dem shooting wundert sich die Frau bestimmt, weshalb soviele Bilder nicht knackig scharf und die Tiefenschärfe damit auch versaut ist ... hat sie doch richtig Geld in die eigentlich tolle Ausrüstung investiert ... schade .. 


Nebst dem bunten Treiben in den hinteren Rängen waren die Masken natürlich die begehrtesten Menschen und Motive. Es waren extrem aufwendige aber auch schlichte Masken vor Ort. Mit dem Wissen, dass in der Regel die Menschen hinter den Masken, zwei bis vier Kostüme dabei hatten, war auch eine stattliche Anzahl an abwechslungsreichen Motiven über die Tage vorhanden. Und es kamen laufend neue dazu, während andere die Reise nach Hause antraten. Es war also immer ein reger Austausch vorhanden. Dieses Jahr hatte ich zwei private shootings und 2025 siehts so aus, als wären es bereits 3 oder 4 ... :-)
Auch werde ich die Aufenthaltsdauer 2025 auf 6 Tage verlängern, da die Zeit bislang einfach zu kurz war – zumindest für mich. Ich geniesse die Fotografiererei sehr gerne, lass mich treiben, motivieren und inspirieren, plaudere auch gerne mit den Masken und sehe gerne alle Kostüme, die jemand extra mitbringt. Mit dieser Aufenthaltsdauer ist die An- und Abreise dann auch deutlich entspannter und man kann an allen Maskentreffen die, soweit mir bekannt und öffentlich sind, teilnehmen, respektive dabei sein. 
Da wäre z.B. das Treffen bei der Santa Maria della Salute oder auf San Giorgio zum shooting in den Sonnenuntergang und die shootings in den ganz frühen Morgenstunden rund um den Markusplatz.
Es gibt auch noch Nachmittags-Treffen beim Campo della San Zaccaria und Vormittags-Treffen beim Campo de l'Arsenal oder auch Palazzo Contarini del Bovolo. Auch auf Burano findet in der Regel bei gutem, nicht nebligen Verhältnissen, ein Treffen statt. Wenigstens eines dieser Treffen zu besuchen ist fast Pflicht. Vor allem bei der Salute, San Zaccaria und San Giorgio sind die Treffen eindrücklich, abwechslungsreich und vielfältig.  

Wer nun Lust bekommen hat mitzukommen, respektive mich zu begleiten -> Hotel buchen, Kamera schnappen -> los gehts im 2025 ...  


Ich empfehle jedem, der gerne mal dabei sein möchte, lichtstarke Gläser (mind. f2.8, besser f1.8 oder noch exklusiver) einzupacken, nicht zuviel Fotoequipment mitzunehmen und den Blitz, LED's sowie Riesendiffusoren, Monster-Stative und rüpelhaftes Verhalten zu Hause zu lassen. :-)

Für 2025 ist übringens etwas Eile angesagt, denn der Karneval findet nicht zur üblichen Zeit, sondern etwas gegen März versetzt und in der Dauer etwas kürzer statt. Wer dabei sein will, muss bald ein Hotel reservieren ...