youtube & influencer-fotografen
Vor nicht allzu langer Zeit entdeckte ich auf youtube zwei Videos zweier bekannter Youtube/Influencer-Fotografen.
Was mich an den Statements trotz besseren Wissens eigentlich doch wieder verwunderte war, dass die beiden ihren Lebensunterhalt nicht mit klassischer Fotografenarbeit oder Auftragsfotografie verdienen, sondern mit einem eigenen Zeitschriftenverlag, mit Bücher schreiben, Lernvideos verkaufen, Werbe- und Affiliateplatzierungen in den youtube Kanälen und mit dem Verkauf von Software-Presets und Durchführung von Workshops und Fotoreisen. Also alles Dinge, die wahrscheinlich 90% der Fotografen nicht tun. Und beide vertreten die Meinung, dass AI oder zu deutsch KI die fotografische Arbeit ergänzen aber nicht verdrängen wird und als Mittel der Zukunft anerkannt werden muss. Und da bin ich sehr skeptisch. Die KI wird Fotoreisen und Workshops, Zeitschriften und Lernvideos gar nicht oder kaum vom Markt verdrängen. Jedoch wird die KI früher oder später (eher früher) die klassische Fotografenarbeit aus dem Markt schiessen. So wie einst das mobile phone die Einsteigerkameras oder Kompaktkameras verdrängte und immer weiter in diesen Markt eindringt, wird die KI die Fotoarbeiten für Firmen, Vereine, Webseiten, social media usw. aus dem Wettbewerb drücken. Marketingabteilungen der Firmen arbeiten heute schon sehr vermehrt mit ChatGPT als Texter, warum soll das Marketing dann noch einen Fotografen bemühen? Die bekannten Stock-Plattformen bieten zusammen Millionen von Bilder, die ich über KI oder sogar spezielle Bildsoftware, wie z.B. midjourney, wunderbar gestalten lassen kann. So wie es den Grafiker in Zukunft kaum mehr braucht, wird die Luft ebenfalls für den Fotografen sehr dünn.
Wenn ich dann den beiden obgenannten Herren zuhöre und zusehe und diese die KI mit offenen Armen begrüssen, habe ich meine Fragezeichen, denn mit ihren Workshops und Fotoreisen sind sie gut bedient und regen neue Generationen von Hobbyfotografen an, währenddessen sie das fotografische Handwerk gleichzeitig dabei sind zu unterwandern. Diese beiden haben mit vollen Hosen natürlich gut stinken, da sie von den Veränderungen kaum oder nur wenig betroffen sind. Die andern 90% der Fotografen wird es in irgendeiner Form treffen. So wie einst der Online-Handel die Fotoläden begann vom Markt zu verdrängen, wird das auch mit der klassischen Fotografenarbeit geschehen. Nur spezielle Nischen wie z.B. die Sportfotografie, Hochzeitsfotografie oder Konzertfotografie werden wahrscheinlich überleben. Aber Mode- oder Kunstfotografie? Foodfotografie?
Für mich wird es immer schwieriger zu verstehen, wie man gleichzeitig Teil des Systems sein kann und will, dieses ausnutzt und ausquetscht aber es auch aktiv unterwandert und verkauft.
Ich versuche niemanden schlecht zu machen oder darzustellen aber ich hinterfrage einfach die Motivation "es zu tun" und weshalb diese Motivation stärker gewichtet ist als das Herzblut für die eigentliche Materie. Natürlich kann man sich nicht gegen den Lauf der Zeit wehren oder sich gegen die Entwicklung der Technologien stellen. Aber man muss auch nicht ständig nickend mit dem Strom mitschwimmen. Mich mutet das Verhalten einfach seltsam an dem Ast auf dem man sitzt dran rumzusägen. Aber klar ... wenn man Sägen verkauft, ist das natürlich schon nahe liegend.