15. JANUAR 2021 | POSTED BY STEFAN RÜEDI | Lesezeit ca. 6min.
Im Gegensatz zum spontanen fotografieren - ich geh spazieren, wandern, an eine Messe und nehme die Kamera mit - gehe ich natürlich auch geplant fotografieren. Ich folge dabei meinem Ablauf define - plan - realize - reflect.
DEFINE
Mit diesem ersten Schritt, definiere ich, welches mein nächstes fotografisches Ziel sein soll, respektive was ich festhalten möchte. Basiert dieser Entschluss auf einem Auftrag oder weil ich
den Fokus auf eine ganz bestimmte Aufnahme legen, respektive mein Portfolio erweitern möchte? Soll es eine Jahreszeitaufnahme werden? Berge? Seen? Eine Spiegelung oder eine
Langzeitbelichtung? Blumen? Sterne? Die Milchstrasse? Eine Mischung aus allem da ich den ganzen Tag und eventuell auch die Nacht durchmache oder nur ein Teil davon?
Nehmen wir als Beispiel, um die Schritte durchzuspielen, dass ich mich entschlossen habe, einen Sonnenaufgang am See in Form einer Langzeitbelichtung abzulichten - beginnend in der blauen Stunde
mit den Lichtern der Küste, übergehend zum Sonnenaufgang bis in die goldene Stunde. Mit dem Entschluss welches mein Motiv, zu welcher Tagesszeit sein soll und was ich festhalten möchte, gehe ich
über zum nächsten Schritt.
PLAN
Der folgende Schritt unterteilt sich in einen geografisch-, astronomisch-, meteorologischen Teil und einen Ausrüstungsteil.
Sollte der See gänzlich unbekannt sein, kommt es ganz darauf an, wie weit dieser von meiner Homebase weg ist. Wenn es mir die Zeit erlaubt, kundschafte ich den See gerne vorab einmal bei Tageslicht aus, um mir einen Überblick zu verschaffen und mögliche Spots zu suchen. Sollte der See nicht in der Nähe sein, konsultiere ich das Internet, Instagram oder andere Medien, um mich zu belesen. Danach suche ich mir mittels einer App den See auf der Karte, an welchem ich die Fotografie durchführen möchte und schaue, wann und wo die Sonne aufgeht. Anhand er App, welche mir den Sonnenstand, in Verbindung zur Uhrzeit in einer Grafik anzeigt Sonnenauf- und untergangszeit), kann ich mich orientieren, wo ich mich hinstellen muss, um den Sonnenaufgang prominent im Bild darstellen zu können. Ein wichtiger Punkt hierbei ist, sich im Netz oder auf einer Karte zu informieren, ob der Standort, wo ich mich mit meiner Kamera hinstellen möchte, überhaupt zugänglich ist. Wer ohne App arbeiten möchte, kann diesen Schritt, durch Nachlesen in entsprechenden Lektüren ausführen. Hierbei kann man z. B. auf dem elektronischen Weg den Inhalt des Links Sonne & Mond - MeteoSchweiz (admin.ch) zu Rate ziehen oder als gedruckte Lektüre das militärische Reglement der Schweizer Armee "Grundschulung 17 Anhang 7" durchblättern (51_019_d_GS_Inhalt_17.indd (suov.ch) und Landeskarten zur Orientierung hervor nehmen.
Mit den erhaltenen Angaben, kann ich meine Abfahrtszeit zu meinem Spot bestimmen, den Weg den ich gehen muss auf der Karte heraussuchen usw.
Zu diesem Schritt gehört natürlich auch das Zusammenstellen und Packen der Ausrüstung - egal ob jetzt die persönliche Ausrüstung oder das Fotoequipment gemeint ist. Beides ist wichtig und sollte durchdacht gewählt werden.
mögliche Checkliste allgemein gehalten (nicht abschliessend)
Oder braucht es gar keine so umfangreiche Planung, da ich fast an meinen Spot fahren kann, nur 5min gehen muss und auch keine weiteren Optionen in Bezug auf die Aufenthaltszeit oder einen Spotwechsel in Betracht ziehe? Dafür kann ich vielleicht zwei, drei Objektive mehr einpacken, da der Weg weder weit noch beschwerlich ist.
SHOOT
Unter diesem Schritt verstehe ich die Durchführung, respektive das Beurteilen des Spots, die Überlegungen zur Aufnahme und dem letztendlichen Ablichten des Motivs. Am Spot angekommen, gilt es zu überlegen, welche Bilder man nach Hause nehmen möchte und der danach gerichteten Suche nach einem Bildausschnitt, einem Motiv und und der Überlegung, mit welchem Objektiv man treffenderweise das Gewünschte erreicht - immer in Bezug auf diesen einen Spot. Anhand der Lichtverhältnisse, überlege ich mir, welche Filterstärke ich für die Langzeitbelichtung bevorzuge - natürlich auch in Anbetracht der Kreativität. Wir sind immer noch beim Beispiel der Langzeitbelichtung am See und dem Sonnenaufgang.
Um die Belichtungszeit zu berechnen, gibt es wunderbare Apps oder auch, wer dies bevorzugt, Tabellen zum Ausdrucken und mitnehmen. Dazu brauchst du nur die Kamera aufzustellen und die Parameter einzustellen, die du für deine Aufnahme benötigst. Wenn du anhand der App deine Belichtungszeit in Bezug auf die Filterstärke errechnen möchtest, nimmst du die aktuelle Belichtungszeit (ohne Filter) und stellst diese in der App ein. Gib danach ein, welche Filterstärke du nutzen möchtest und die App errechnet dann die neue Belichtungszeit. Diese kannst du, wenn unter 30 sek., direkt an der Kamera einstellen oder du schliesst den Fernauslöser an und stellst dort die neue Belichtungszeit ein. Natürlich ist mit den neusten spiegellosen Kameras heute möglich, die Belichtungszeit auch ohne Fernauslöser direkt an der Kamera bis zu 15min einzustellen.
Braucht es überhaupt einen Filter oder erhalte ich auch ohne eine Langzeitbelichtung, da es genügend dunkel ist? Auch der Lichteinfall ist wichtig zu beurteilen, um Effekte zu erzielen - Schatten, Streiflicht, Sonnenstern ..
Wie steht es um Vordergrund und Hintergrund? Kann ich etwas ins Bild einbeziehen? Fotografiere ich in Bodennähe, aus Normalhöhe, am Ufer oder im Wasser? Es gibt sehr viele Dinge, die es zu überlegen gilt.
REFLECT
Mit reflect bezeichne ich den Rückblick zuhause, das Reflektieren des Spots und meiner entstandenen Aufnahmen. Nicht zuletzt, um den Spot vielleicht weiterempfehlen zu können oder für den nächsten Besuch besser gewappnet zu sein.
Meine Aufzählungen sind nicht abschliessend. Betrachte immer deine individuellen Vorlieben für den Spot den du auswählst, nimm Bezug auf deine vorhandene persönliche Ausrüstung und deine Kondition was möglich ist (z.B. eine hochalpin Fotosession) und beachte was deine Fotoausrüstung kann und welche Wetter- und Lichtverhältnisse diese verträgt bzw. benötigt.
Damit wäre ich am Ende dieses Themas angelangt. Ich hoffe, dass ich dir interessanten, abwechslungsreichen und lockeren Lesestoff geboten habe und dass du etwas mitnehmen konntest. Bis zum nächsten mal - ich würde mich freuen, dich als Leser hier wieder anzutreffen.